Nicht einmal 48 Stunden nach meinem letzten Beitrag über gelegentliches Imponiergehabe und Selbstbeweihräucherung einiger Klettergenossen, stieß ich in einem Onlinelogbuch eines Caches auf einen Eintrag, der mich nur noch mit dem Kopf schütteln ließ.
…Seil angeknippert und hoch damit , als es etwa 4 m über den Festpunkt war war auch schon unten Schluss. Das nächste Seil drangetüdelt und weiter, 3 m über den Boden war dann wieder Ebbe. Noch ein Seil war zwar dabei aber ganz unten im cachemobil in der Reserveradmulde. Also alles mögliche zum verlängern genutzt , eine 2 Meter 6mm-Bandschlinge und ein Klettersteigset das auch zufällig immer mitreist.
Etwas vage die Konstruktion und nicht wirklich zum nachahmen empfohlen aber sie dürfte halten wie der Belastungstest ergab…
Quelle: Found-Log
Ich bin mir nicht sicher, welches Adjektiv das passendste ist, wenn jemand ein offensichtlich zu kurzes Kletterseil mehrmals mit diversen Hilfsmitteln verlängert. Unwissend? Leichtsinnig? Dumm?
Dass jeder Knoten in einem Klettersystem die Bruchlast erheblich herabsetzt*, ist diesem „Meisterkletterer“ dem Anschein nach völlig unbekannt. Wenn er sein Leben leichtfertig aufs Spiel setzt, ist das seine Sache. Dieses dilettantische Gebastele im Log auch noch zu beschreiben, sogar Fotos davon hochzuladen und damit ggf. Nachahmer auf den Plan zu rufen, ist hingegen unverantwortlich.
Wir sind in Niedersachsen (noch) in der komfortablen Lage, dass wir als T5-Owner den Reviewern für Kletterbäume in der Regel keine offizielle Genehmigung vorweisen müssen. Doch eines ist klar, wenn ein Geocacher beim Klettern verunfallt, haben wir auch bei uns ganz schnell eine unschöne Diskussion. Ein Komplettverbot oder zumindest sehr viel schärfere Reglementierungen für T5er wären dann nicht mehr weit weg – und das völlig zu Recht!
Unfälle können auch bei sorgfältiger Einhaltung der Kletterregeln passieren, aber der hier erwähnte Kollege bewegt sich auf dünnem Eis und tritt nicht nur sämtliche Sicherheitsaspekte, sondern auch seine Vorbildfunktion mit Füßen. Dass er bei seiner Aktion ohne Helm geklettert ist, passt ins Bild. Wobei ich mich frage, ob ein Kopfschutz sinnvoll gewesen wäre. Kann da überhaupt viel beschädigt werden?
* je nach Knotentyp und verwendetem Seil ca. zwischen 30 und 50%
Die zitierten Sätze aus dem Log sprechen in der Tat eine deutliche Sprache! Hier wird in Selbstüberschätzung und überhöhter Risikobereitschaft leichtfertig die Gesundheit und sogar das Leben aufs Spiel gesetzt – für einen Punkt in der Statistik.
Wenn Verantwortungslosigkeit, Leichtsinn und Dummheit aufeinander treffen …
Neben den entlarvenden Logbildern dieses Kollegen finde ich auch die weitere Wortwahl bezeichnend: “Diesen Koloss muss der F unbedingt bezwingen , koste es was es wolle.” ” … den Spasss … den FÖN beim improvisieren hatte , war ja allein da.”
Aber auch “normale” Baumkletterer, die ohne Seil, also ungesichert, etliche Höhenmeter erklettern, riskieren viel; zumal wenn sie – so wie der oben Genannte – auch noch alleine unterwegs sind.
Ein Kletter-Notfall ist nicht nur ärgerlich und unnötig, es kann dann auch peinlich werden, wie der folgende Vorfall zeigt, der sich vor 4 Monaten in einem Hamburger Waldstück ereignete:
– Der Rettungseinsatz: http://www.heimatecho.de/artikel/9013
– Der Cache: https://coord.info/GC784BD
– Log des Owners nach dem Vorfall: https://coord.info/GLTXN7XK
Inzwischen ist die T4,5-Dose offenbar mit einer Leiter erreichbar, wie Logs und Bilder zeigen.