Auf das Dach von Tirol

Die Kreuzspitze, gelegen im südlichen Ötztal unweit der Grenze zu Italien, gilt als “leichter Dreitausender” und ist bei geeigneten äußeren Bedingungen ohne Bergsteigerausrüstung erklimmbar. Für unseren Urlaub im Juli 2017 hatten wir diese Tour, bei der insgesamt fast 1600 Höhenmeter bewältigt werden müssen, quasi als Königsetappe auserkoren. Als Belohnung für die Strapazen winkte ein grandioser Ausblick (bei entsprechendem Wetter) und für die Geocacher ein Tradi direkt am Gipfelkreuz. Am späten Vormittag des 4. Juli brachen wir gut vorbereitet von unserem Urlaubsdomizil auf in dieses alpine Abenteuer.

Blick auf Vent

Bevor wir die Wanderschuhe schnürten, machten wir noch einen Abstecher zur Timmelsjoch Hochalpenstraße. Aus dem Ötztal heraus ging es in unzähligen Spitzkehren auf eine Höhe von 2509 Metern bis zur italienischen Grenze. Neben dem Füllen unserer Wissenslücken hinsichtlich der geschichtlichen und geografischen Bedeutung des Passes und den fantastischen Panoramablicken, gab es auch noch einen kleinen LP-Tradi zu finden. Somit hatte sich der Besuch des Timmelsjoches für uns auf jeden Fall gelohnt.

Anschließend fuhren wir weiter in das Bergsteigerdorf Vent, von wo aus wir unsere Tour auf die Kreuzspitze am späten Nachmittag starteten. Um unser Zwischenziel, die auf 2501 Meter gelegene Martin-Busch-Hütte zu erreichen, mussten wir ca. 10 km weitestgehend gut ausgebauten Wanderweg zurücklegen und 600 Höhenmeter  überwinden. Am frühen Abend kamen wir an der Hütte an. Nachdem wir eingecheckt und anschließend ausgiebig zu Abend gegessen hatten, legten wir uns früh in die knarrenden Betten.

Am nächsten Morgen starteten wir nach dem Frühstück mit dem Aufstieg zur Kreuzspitze. Das Wetter meinte es gut mit uns, ein strahlend blauer Himmel an dem sich kaum eine Wolke zeigte, motivierte uns zusätzlich die knapp 1000 Höhenmeter in Angriff zu nehmen.

Blick auf die Martin-Busch-Hütte
Der Brizzisee aus 3000m üNN

Der Weg verlief zunächst in Serpentinen durch steinige Bergwiesen, zwar steil aber einfach begehbar. Schon bald hatten wir einen schönen Blick auf die nun schon 200 Meter unter uns gelegenen Martin-Busch-Hütte. Langsam verschwand die Vegetation und der Weg wurde steiniger. Auf einer kleinen Hochebene an der Ruine der ehemaligen Brizzihütte, legten wir auf 2900 Meter eine erste Rast ein.

Einen weiteren kräftezehrenden Anstieg weiter, passierten wir die 3000 Meter Höhenlinie und erreichten bald den bisher technisch anspruchsvollsten Teil der Wegstrecke. Diese führte uns über ein großes Feld aus groben Urgestein. Um diese großen Felsen zu passieren, war sehr gute Trittsicherheit erforderlich. Im Anschluss ging es durch ein Schneefeld weiter aufwärts Richtung Gipfel. Über einen steinigen und steilen Weg schlängelten wir uns auf einen Sattel, von dessen Rücken aus das Gelände zu zwei Seiten abfällt. Uns bot sich eine grandiose Aussicht und wir waren fast am Ziel. Nur ein ziemlich steiler Grat trennte uns noch vom Gipfel, allerdings war dieser auf einer geschätzten Länge von 30-50 Metern noch mit einem Schneefeld bedeckt. Nach reiflicher Überlegung und dem Abwägen der Risiken, entschieden wir uns schweren Herzens unsere Gipfeltour an dieser Stelle abzubrechen. Mit den Kindern und ohne Zusatzausrüstung erschien uns die Durchquerung des Schneefeldes auf dem recht schmalen Grat zu gefährlich. Ein bis zwei Wochen später hätten wir wahrscheinlich mehr Glück gehabt. So genossen wir nochmals die Panoramen vom Sattel auf ca. 3350 Metern, Richtung Norden auf die Ötztaler Alpen mit der imposanten Wildspitze und Richtung Süden auf die italienischen Gipfel Südtirols.

anstrengender Aufstieg
Schneefeld auf 3200m üNN
Panorama vom Sattel der Kreuzspitze

 

 

 

 

 

 

Den Rückweg nach Vent absolvierten wir am selben Tag. Nach 900 Höhenmetern bergauf und 1500 Höhenmetern bergab, kamen wir am frühen Abend des 5. Juli völlig platt aber sehr zufrieden wieder am Parkplatz in Vent an. Für den Tradi am Gipfelkreuz blieb uns leider nur ein DNF, aber da die Weisheit “der Weg ist das Ziel” für die Tour zur Kreuzspitze geradezu prädestiniert ist, können wir damit gut leben.

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